Wirtschafts- und Sozialwissenschaft

Kulturelle Dimensionen des Wetters in Zeiten des Klimawandels

Das Wetter prägt unseren Alltag, unausweichlich und auf sehr unterschiedliche Art. Es greift auf das Befinden jedes einzelnen ein, liefert ständigen Anlass zur Deutung und zur Prognose. Seine Omnipräsenz macht das Wetter zu einem Thema für die Europäische Ethnologie, die sich als eine Kultur- und Gesellschaftswissenschaft versteht, die den Alltag der Menschen in den Mittelpunkt ihres Interesses stellt.

In Zeiten des Klimawandels hat das Wetter, das lange als unverfängliches Gesprächsthema galt, an Arglosigkeit verloren. Zentrale Fragen, die sich heute stellen, sind: In welchem Verhältnis stehen Mensch und Wetter in der globalisierten und technisierten Gegenwart? Wie gestaltet sich dieses Verhältnis im Zusammenhang unterschiedlicher ökonomischer und kultureller Felder? Welche Strategien werden von verschiedenen Akteurinnen und Akteure entwickelt, um auf sich wandelnde klimatische Bedingungen zu reagieren? Welche Technologien kommen dabei zum Einsatz? Diesen, im weiteren Forschungsverlauf zu präzisierenden Fragen, wird bereits seit rund einem Jahr nachgegangen, auf theoretischer Ebene räumlich eingrenzt, empirisch in einer konkreten Region – dem Ostufer des Neusiedler Sees.

Hier herrscht ein besonders Mikroklima. Das lokale Wetter wird stark durch die geografische Lage und Topografie der umliegenden Landschaft geprägt. In der pannonischen Tiefebene im Osten des Sees überwiegt im Sommerhalbjahr ein besonders trockenes, warmes und windiges Wetter. Das macht die Region attraktiv für den Wein- und Obstbau sowie die Feldwirtschaft, welche den Seewinkel auch landschaftlich maßgeblich prägen. Zudem gilt die Region als Natur- und Vogelparadies, das seit 1992 durch den mit Ungarn grenzüberschreitenden Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel besonderem Schutz unterliegt.

Die Forschung vor Ort hat sich für die Materialerhebung als überaus fruchtbar erwiesen. Bisher wurden über 20 ausführliche Interviews und zahlreiche informelle Gespräche mit verschiedenen Akteurs Gruppen geführt. Die Ergebnisse dieser Forschung und Gespräche werden nicht nur einen Beitrag zu internationalen und transdisziplinären wissenschaftlichen Diskursen leisten, sondern in das beforschte Feld, in die Region selbst, zurückgespielt werden. Die geplante Buchpublikation wird deshalb in einem Stil verfasst, der auch interessierten Nicht-Akademikerinnen und Nicht-Akademikern zugänglich ist. Zudem sind weitere, kleinere Publikationen angedacht und Vorträge in der Region planbar. Die Zielgruppe der Forschung weist also weit über akademische Kreise hinaus. Die Publikation der Monografie ist bis März 2024 angestrebt.

Die Burgenland-Stiftung Theodor Kery unterstützt dieses interessante und ökologisch relevante Projekt.